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Rätsel 3: Herr Rumpel und tre metri sopra il cielo

Herr Rumpel, endlich nach der langen Flixbusfahrt in Köln angekommen, schlenderte er durch die Altstadt. Er ging vorbei an den bunten Häusern und den charmanten Kneipen, die ihre Gäste mit kölscher Musik und guter Laune empfingen.
In der Ferne hörte er das fröhliche Lachen der Menschen auf dem Weihnachtsmarkt, der sich am Ufer des Rheins erstreckte.

Plötzlich stach ihm der Geruch von Rievkooche in die Nase. Sein Magen knurrte und er konnte dieser Leckerei nicht widerstehen. Er kaufte sich einen Teller voller dampfender Köstlichkeiten und setzte sich ans Rheinufer.
Während er genussvoll aß, an die schmackhaften Plinsen zuhause dachte, beobachtete er die vorbeiziehenden Schiffe.

Am eiskalten Abend schlenderte Herr Rumpel über die Hohenzollernbrücke, wo tausende von bunten Liebesschlössern in der Dämmerung glänzten.
Er nahm sich kurz Zeit und schaute sich die Schlösser genauer an.
Er erinnerte sich an den Roman „Tre metri sopra il cielo“ und gedachte der romantischen Zeit seiner Jungendliebe.
Die originale Bezeichnung der Schlösser war ihm entfallen.

Er rückte seine Hornbrille auf seiner vor Kälte geröteten Nase zu recht und meinte fünf Schlösser zu erkennen, die ihm seltsam erschienen.

Alle fünf Schlösser hatten einen gravierten Spruch auf der Vorder- und Rückseite. Er drehte und wendete die Schlösser, seine Hände eiskalt und zittrig. Sein Versuch die Schrift zu lesen vorerst gescheitert. Ein laut diskutierendes Paar riss ihn aus seinen rätselhaften Gedanken.

Ein Mann mit dunkelblauem Mantel und kurzem schwarzen Haar, sein grauer Schal passend zu seinen grau-ledrigen Stiefeln, stand einer jungen blond-lockigen Frau auf der Brücke schweigend gegenüber. Seine Hände in den Manteltaschen versteckt, scheint er mit schmerzverziertem Gesicht den Gestiken der aufgeregten jungen Dame folgen zu wollen. Ihre weiße aufgeplusterte Jacke lässt offensichtlich nur wenig Bewegung zu und trotz des gutgemeinten wolligen Schals scheint sie zu frieren, während sie ihn über vermeintliche Geschenke und weihnachtliche Familientraditionen lautstark belehrte. In der grünen Stofftasche blitzen weihnachtlich gemusterte Geschenkrollen, die ihr zusätzlich Bewegungsradius nahmen. Andere Passanten neugierig, der Situation nicht abgeneigt, gingen kopfschüttelnd an ihnen vorbei. Der Zorn schien wie ein Sturm, den Zauber der festlichen Zeit zu verschlingen.

Herr Rumpel erhob sich nur langsam aus seiner gebückten Position, er näherte sich dem jungen Paar.

„Entschulds, meine jungen Freunde“, begann er mit einem Augenzwinkern, „aber meine oide Brille is nee mehr de Beste. Könnt’st ihr nem alten Mann e bissl helf’n und mir vorles’n, wat uff die fünf Schlösser steht?“

Das Paar schaute sich verwundert an und lachte herzlich über den sächsischen Dialekt. Sie erklärten sich sofort bereit und lasen die fünf Botschaften auf den Schlössern vor:

Herr Rumpel schrieb sich die vorgelesenen Worte in sein ledriges Büchlein, um sich zu gegebener Zeit bei einer Tasse Tee dem Rätsel in aller Ruhe zu widmen. Er blickte das Paar an, bedankte sich und versuchte sanft zu sprechen:

„Liebes Pärchen, möcht eier Herz net von weltlichen Sorgen drückt sei. In dieser bsondern Zeit geiht’s net drum, wer wie viel G’schenk kricht oder wo mer Weihnachten feiert. Die wirkliche Scheenheit liegt im Schenken selbscht, in dr Freud‘, die mir uns schenken. Merkts, dass de wertvollsten G’schenke of in de klenne Momente der Verbindung versteckt sein.“

In der Hoffnung, ihre Gemüter zu beruhigen, fügte er hinzu:

„Denkt dran, et geiht net drum, Geschenke auszutauschen, sondern ums Herz dahinter. Lasst die Liebe un Fürsorg‘, die ihr in eiere Geste legt, eier wirkliches G’schenk sei. Denn in dr Weihnachtszeit geiht’s net um de materielle Wert, sondern um de unendliche Wertigkeit von dr Liebe, die mir teilen.“

– Cindy 

Wo endet Herr Rumpels Reise?
Bitte gebt euren Namen ein!

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